Heilung aus homöopathischer Sicht

Das Wort Heilung verbinden wir mit heil, ganz werden. Im medizinischen Sprachgebrauch denken wir daran, dass eine Krankheit, ein Gebrechen verschwindet oder sich zumindest bessert. Dafür nehmen wir Operationen und Medikamente in Kauf, die den Menschen nicht nur stabilisieren sondern auch in höchstem Maße belasten und schädigen können. Impfungen versprechen sogar, vor der Krankheit zu schützen, d.h. lassen eine Heilung nicht zu, weil sie gar nicht notwendig ist.

Wie sieht es nun mit der homöopathischen Behandlung aus? Samuel Hahnemann schreibt in seinem Hauptwerk, dem Organon der Heilkunst: „Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt“ (§ 1). „ Als Beihülfe der Heilung dienen dem Arzte die Data der wahrscheinlichsten Veranlassung der acuten Krankheit, so wie die bedeutungsvollsten Momente aus der ganzen Krankheits-Geschichte des langwierigen Siechthums, um dessen Grundursache, die meist auf einem chronischen Miasm beruht, ausfindig zu machen, wobei die erkennbare Leibes-Beschaffenheit des (vorzüglich des langwierig) Kranken, sein gemüthlicher und geistiger Charakter, seine Beschäftigungen, seine Lebensweise und Gewohnheiten, seine bürgerlichen und häuslichen Verhältnisse, sein Alter und seine geschlechtliche Function, u.s.w. in Rücksicht zu nehmen sind“ (§5).
Er behandelt nicht eine Krankheit, sondern den kranken Menschen. Es wird sehr genau nach den Grundursachen, den persönlichen und individuellen Lebensumständen des Patienten gefragt. Die Eigenverantwortung im Verlauf der Heilung bleibt bei jedem einzelnen durch seine Mitarbeit: Der Homöopath hat sich an die Prinzipien zu halten, die Samuel Hahnemann vor über 200 Jahren festgeschrieben hat. Darin liegt seine Verantwortung! Sich gewissenhaft mit der Krankheit und deren Ursachen auseinanderzusetzen. Der Patient kann mit Hilfe seines Homöopathen lernen, sich aktiv mit seiner Krankheit zu beschäftigen. Krankheit als Chance, als Möglichkeit, daran zu wachsen. Denn im homöopathischen Sinn liegt die Ursache in einem Ungleichgewicht von Körper, Seele und Geist. Die Krankheitssymptome sind als Warnzeichen zu sehen, das in seinem Leben zu ändern, was krank macht.

Aber was bedeutet Heilung im letzten Sinn? Geht es nur darum, wieder gesund zu werden – und wenn ja, wie sieht diese Gesundheit aus? Ist es das Ausbleiben der Symptome, der Krankheitszeichen? Oder gibt es noch eine tiefere, andere Heilung, eine vielleicht nicht sichtbare Heilung? Die Heilung, Läuterung der Seele, über den Tod hinaus?

Unsere Medizin ist darauf ausgerichtet, den Menschen wieder „funktionsfähig“ zu machen. Da geht es um äußere Prozesse, auch wenn sie doch im Inneren des Menschen ablaufen. Das, was nicht in Ordnung ist, soll nicht mehr sicht- und fühlbar sein, sei es durch Medikamente oder Operationen. Die Auseinandersetzung mit den Ursachen der Krankheit bleibt aus.
Diese Sätze verallgemeinern, um deutlich zu machen, um was es geht: Heilen kann sich jeder nur selbst. Kein Arzt oder Homöopath kann uns das abnehmen. Die Endlichkeit des Körpers und die Unendlichkeit der Seele gilt es in Einklang zu bringen. Wir glauben, wir können den Körper immer wieder mit Medikamenten, Impfungen und Operationen belasten und vergessen dabei die Seele. Wir glauben, es sei ein Fortschritt der Medizin, für jedes Übel ein Medikament zu haben. Samuel Hahnemann erkannte schon damals diesen Irrwitz und forschte so lange, bis er die Alternative gefunden hatte: Die Homöopathie! Noch heute gelten seine Lehrsätze und es liegt an uns, es ihm nachzumachen – genau nachzumachen.